Belastungen & Traumata

Als Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen werden psychische bzw. emotionale Beeinträchtigungen bezeichnet, die nach (extrem) belastenden Ereignissen oder einschneidenden Veränderungen im Leben eines Menschen auftreten (z.B. Erkrankung, Todesfall, Trennungen, Konflikte, Elternschaft etc.). Diese Situationen können krankheitsauslösend sein, wenn sie von den Betroffenen nicht adäquat verarbeitet werden bzw. keine erfolgreiche Bewältigung und Anpassung gelingt.

Verschiedene psychische, körperliche und soziale Symptome – wie Angst, Unruhe, Schlafstörungen, Depressivität und Verhaltensveränderungen – können folgen, die zur Beeinträchtigung im Alltag und zu subjektivem Leid führen.

Nicht jede Trauerphase oder verzweifelte Reaktion z.B. nach einem Verkehrsunfall ist als „krankhaft“ einzustufen. Sie gehören meist zur normalen Bewältigung. Beschwerden wie Schlafstörungen, schlechtes Befinden und Anspannungszustände klingen in vielen Fällen wieder von alleine ab.

Problematisch wird es erst, wenn der Betroffene beispielsweise seinen Alltag nicht mehr bewältigen kann bzw. hierfür eine große Kraftanstrengung erforderlich ist, er einen Großteil der Tageszeit mit Gedanken an die Situation verbringt oder problematische Verhaltensveränderungen auftreten (z.B. Aggressivität, Gereiztheit, Suizidalität). Dann sollte Kontakt mit einem Psychotherapeuten aufgenommen werden.

Unter dem Sammelbegriff „Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen“ werden nach ICD-10 im wesentlichen drei Krankheitsbilder zusammengefasst. Im Unterschied zu anderen psychischen Störungen können diese drei Erkrankungsformen immer als direkte Folge eines außergewöhnlich belastendenden Lebensereignisses gesehen werden.

Anpassungsstörung

Einer Anpassungsstörung liegt eine identifizierbare psychosoziale Belastung (z.B. Tod des Partners, Trennung, schwere Erkrankung, Arbeitslosigkeit, Konflikt am Arbeitsplatz, Geburt eines Kindes) zugrunde, die kein außergewöhnliches oder katastrophales Ausmaß hat, aber eine entscheidende Lebensveränderung mit sich bringt. Aufgrund des Ereignisses bzw. während des Anpassungsprozesses kommt es zu subjektiver Bedrängnis und emotionalen Beeinträchtigungen, die das Wahrnehmen von sozialen Funktionen und die Leistungen des Betroffenen einschränken.

Akute Belastungsreaktion

Eine akute Belastungsreaktion kann nach einer außergewöhnlichen körperlichen oder seelischen Belastung auftreten, z.B. nach einer Naturkatastrophe, nach Unfall oder Vergewaltigung. Eine akute Belastungsreaktion tritt meist wenige Minuten nach der akuten Belastung auf. Ohne das schreckliche Erlebnis würden die Betroffenen das psychische Gleichgewicht nicht verlieren. Die akute Belastungsreaktion klingt in der Regel innerhalb von Stunden oder Tagen ab oder hält zumindest nicht länger als einen Monat an. Die akute Belastungsreaktion ist durch eine vielfältige, oft rasch wechselnde Symptomatik gekennzeichnet:

  • Bewusstseinseinengung, Desorientiertheit und Aufmerksamkeitsdefizit, der Betroffene ist wie betäubt, d.h. es findet eine innere Distanzierung (peritraumatische Dissoziation) von dem Erlebten statt.
  • Sozialer Rückzug
  • Unfähigkeit, das Geschehen in Worte zu fassen: „Sprachloses Entsetzen“
  • Unruhe und Hyperaktivität
  • Erhöhtes Erregungsniveau, Gereiztheit
  • Körperliche Symptome z.B. Schweißausbruch, Errötung/Blässe, beschleunigte Herztätigkeit, Übelkeit, Kopfdruck
  • Eventuell teilweise oder vollständige Erinnerungslücke (Amnesie) bezüglich des Ereignisses

Bei adäquater Behandlung ist die Prognose günstig. Die akute Belastungsreaktion geht jedoch nicht selten in eine Posttraumatische Belastungsstörung über.

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) kann als eine verzögerte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß auftreten. Diese auslösenden Erlebnisse (Traumata) vermögen objektiv nahezu jeden Menschen psychisch zu beeinträchtigen, wie z.B. schwere Unfälle, Gewaltverbrechen, Naturkatastrophen oder Kriegshandlungen. Die Diagnose Posttraumatische Belastungsstörung wird gestellt, wenn typische Symptome über mehr als vier Wochen in belastender Form bestehen.